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Es tröpfelt und fließt, rauscht und plätschert. Dunkel erhebt sich die Schlucht vor dem Wanderer, aber es ist ein freundliches, warmes Dunkel, das Besucher willkommen heißt und sie auf einen Ausflug in die Erdgeschichte einlädt.

Wenn die Margarethenschlucht bei Neckargerach den Besuchern etwas über die Erdgeschichte erzählt, erzählt sie immer auch vom Wasser. Sie erzählt von Ur-Meeren und Flüssen, von Kontinenten, die auseinanderbrachen und zusammenstießen, von Muschel-Kalk und Bundsandsteinen, rundgeschliffen von den Strömungen über Millionen von Jahre. Vom klitzekleinen Flursbach, der oben am Anfang der Schlucht entspringt und sein Wasser dann hinunterschickt, auf den Weg in den Neckar.

„Wasser hat mich schon als Kind fasziniert“, sagt Sabine Beushausen, „kein Dorfteich, kein Bach war vor mir sicher!“. Sie sprang hinein und schwamm oder sie ging mit Kescher und Eimerchen auf die Jagd und untersuchte akribisch alles, was ihr unter die Lupe kam. Aus ihrer Leidenschaft hat Beushausen eine Art Job gemacht: Beim Geo-Naturpark Neckartal-Odenwald hat sie eine Ausbildung zur Geopark-Rangerin gemacht.

Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald gehört seit  2015 zum  "International Geoscience & Geoparks Programme" der UNESCO und trägt seitdem stolz die Auszeichnung "UNESCO Global Geopark". Er vereint eine Landschaft, die sich über 3500 Quadrat-kilometern zwischen dem UNESCO-Welterbe Grube Messel im Norden, dem Rheintal im Westen über den Odenwald bis hin zum Bauland im Osten und dem Neckartal im Süden erstreckt.

Viele naturliebende Odenwald- und Geologie-Fans haben sich inzwischen zu Geopark-Rangern ausbilden lassen, um Besuchern die Faszination der Region näherzubringen. So also auch Sabine Beushausen aus Waldbrunn am Katzenbuckel. Ihre Exkursionen stehen dabei immer wieder unter dem Thema „Wasser“.

Unzählige Quellen und Bäche gibt es hier zu entdecken, aber die Schlucht hinunter zum majestätischen Neckar hat es Beushausen besonders angetan. In dicken Wanderschuhen geht es über glitschige Bundsandsteinbrocken, vorbei an scharfgeschnittenen Felsen, über Moose, vorbei an Tümpeln und kleinen Wasserfällen.

Die richtige Ausrüstung ist wichtig, denn hier gibt sich der Odenwald als sanftes Mittelgebirge plötzlich alpin und steil, Wanderer können entweder unterwegs die Landschaft bewundern - oder laufen, beides gleichzeitig geht nicht, so schmal sind die Pfade, so tief die Abgründe.

Die Schlucht hat in jeder Jahreszeit ihren Reiz, in Frühjahr und Sommer pulsieren hier plätschernd und sprudelnd Wasser und Leben, im Winter verwandeln sich die Wasserfällle zu bizarren riesigen Kristallgebilden, und die Margarethenschlucht verfällt in eisige Stille.

Heute ist Beushausen mit einer Gruppe junger Leute unterwegs. Sie erzählt von den Verwerfungen der Jahrmillionen, von Geologie, von Erdgeschichte, davon, wie immer wieder das Wasser die Landschaft geformt hat.

Anhand einiger Experimente erklärt sie den Mit-Wanderern die Beschaffenheit des Gesteins hier in der Schlucht, informiert über ph-Wert und Wassergrade im Odenwald. Weich ist das Wasser hier, mit teilweise 1 Grad Härte so weich wie sonst nur an wenigen anderen Orten.

Dann geht es mit Lupengläsern, Käscher und kleinen Behältern los, in den Tümpeln im Herzen der Schlucht beobachtet die Gruppe junge Feuersalamander, die hier im Wasser in aller Ruhe erwachsen werden. Larven von Eintagsfliegen zeigen die hohe Qualität des Wassers, kleine und große Eintagsfliegen, die über Wochen als Larve in den stillen Pfützen auf ihren kurzen Auftritt als Eintagsfliege in der Luft zu warten.

Das glasklare Wasser bietet Lebensraum für viele Insekten und Amphibien, und nachts, wenn die Besucher fort sind, dient es als Tränke für manch einen Bewohner des Waldes drumherum. So ist das Wasser in der Schlucht, das Wasser im Odenwald, Landschaftsformer und Lebenselixier in einem, kraftvoll und sanft zugleich.

Text: Friederike Kroitzsch, Bilder: www.myodenwald.de

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