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Imposante Burgen und herrschaftliche Schlösser erzählen spannende Episoden aus der Vergangenheit. Steinerne Botschafter aus früheren Zeiten machen Geschichte greifbar und bilden eine lebendige kulturhistorische Brücke zwischen den Epochen. Wer sich auf den Weg macht, entdeckt die Region zwischen Darmstadt und Heidelberg als monumentale Perlenkette, die sich in der reizvollen Landschaft zwischen Main und Neckar in beinahe lückenloser Fülle ausbreitet.

Die Burgruinen, Residenz- und Jagdschlösser spiegeln die frühe Bedeutung der Region als Handels- und Heeresstraße an der Westseite des Odenwalds.  Stumme Zeitzeugen sind sie – und doch erzählen sie die Biografie der Region bis ins 19. Jahrhundert.

Wer dem rund 120 Kilometer langen Bergsträßer Burgensteig folgt, begibt sich auf eine durchaus sportliche, aber an Einrücken und Erlebnissen schwerreiche Hauptwanderroute, die eine große architektonische Vielfalt, zahlreiche kulturelle Schätze und nicht zuletzt kolossale Perspektiven zu bieten hat.

Unterwegs öffnen sich dem Wanderer immer wieder faszinierende Blickachsen in die Landschaft, über Felder und Seen der Region. Die Aussicht erstreckt sich über weitläufige Parks und dichte Wälder und endet nicht selten tief am Horizont in der rheinischen Ebene oder im üppigen Grün des Überwalds. Die besondere Bergstraßenlinie streift viele touristische Attraktionen und Sehenswürdigkeiten und eröffnet gleichzeitig individuelle Zugänge zu den Kulturdenkmälern der Region.

Eine der markantesten Burganlagen ist das Auerbacher Schloss. Diese frühe Hochburg der einflussreichen mittelrheinischen Grafschaft von Katzenelnbogen diente zur Sicherung der Zollstation in Zwingenberg und zum Schutz der Besitztümer an der Bergstraße. Heute ist sie als Ausflugsziel hoch über dem Luftkurort Auerbach überregional bekannt. 2009 wurde sie bei einer vom Hessischen Rundfunk durchgeführten Online-Befragung sogar zum beliebtesten Bauwerk Hessens gewählt. Seit Anfang der 90er-Jahre betreibt Familie Pietralla die Burgruine und hat sich dabei auf mittelalterliche Erlebnisgastronomie spezialisiert. Regelmäßig finden Rittermahle (samt Giftprobe), Gelage, Feuershows und spektakuläre Ritterturniere statt: Mann gegen Mann hoch zu Ross, bis einer im Sande liegt. Nicht nur für Kinder ein hautnahes Mittelalter-Erlebnis.

Auch die Theaterkultur hat hier oben eine feine Nische gefunden: Die Hanauer Produktion Hoffmann-Wacker inszeniert im Burghof sehenswerte Open-Air-Aufführungen, zumeist Klassiker und Komödien. Seit Frühjahr 2007 ist auch der südliche Turm nach aufwendiger Restaurierung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. In den beiden noch jungen Ferienwohnungen kann der Gast das Schloss innerhalb der Mauern in herrschaftlicher Umgebung genießen. Mit einem Blick aus den Gemächern, der einen neidisch auf die Vorfahren macht.

Vom 517 Meter hohen Melibokus, der höchsten Erhebung an der Bergstraße, wird die markante Anlage – eines der Bergsträßer Wahrzeichen – vor den bissig rauen Nordwinden geschützt. Die Hügel des vorderen Odenwalds bieten einen natürlichen Schutz vor kalten Strömungen und machen die Region zu einem klimatisch milden Weinanbaugebiet. Das haben schon die alten Römer erkannt.

Vom Auerbacher Schloss ist es nicht weit bis zur Burgruine Tannenberg, die sich etwas weiter nordöstlich nahe Seeheim an die Hügelkette schmiegt. Noch heute erkennt man die einst mächtige Gestalt der imponierenden Anlage, die lange als uneinnehmbar galt. Doch Mitte des 14. Jahrhunderts entwickelte sich die Festung zu einer Raubritterburg, die sich durch Überfälle auf reiche Kaufleute finanzierte, die auf dem damals so wichtigen Handelsweg zwischen Frankfurt und Basel unterwegs waren. Den umliegenden Städten war die Burg daher ein Dorn im Auge. Im Jahr 1399 wurde sie wochenlang belagert und nach der Einnahme völlig zerstört. In den 70er-Jahren begann eine Gruppe im Heimat- und Verschönerungsverein Seeheim damit, die Reste der Burg zu sichern.  Denn der Ort birgt viele archäologische Schätze. Unter anderen wurde hier die „Tannenberger Büchse“ ausgegraben, die heute in Nürnberg im Museum liegt.

Man lässt Burg Tannenberg und Schloss Auerbach hinter sich und reist weiter Richtung Süden. Nach einer sinnlichen Atempause im Staatspark Fürstenlager, der ehemaligen Sommerresidenz der Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt, geht es durch die Bensheimer Weinberge Richtung Heppenheim. Die Starkenburg hat einst der ganzen südhessischen Provinz ihren Namen gegeben. Die im Jahr 1065 vom Kloster Lorsch zu dessen Schutze erbaute Anlage auf dem 295 Meter hohen Schlossberg gehört zu den ältesten Burgen der Region. Nach dem Niedergang der Lorscher Fürstabtei wird die Starkenburg zum Spielball der Herrscher und Besatzer. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg übersteht die Burg drei Belagerungen der französischen Truppen. In der Jugendherberge lässt sich die historisch reiche Umgebung inmitten der sanften Weinberge aus luftiger Höhe ganz unmittelbar erleben.

Text: Thomas Tritsch, Bilder: www.myodenwald.de

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